Tegernsee kitchen: Powerfrau aus Rottach-Egern

Tegernsee kitchen ist der Foodaccount aus dem Tal. Nach einem Burnout und einer Erkrankung ihres Sohnes hat die Rottacherin, die hinter dem Foodblog steht, heute eine riesige Reichweite aufgebaut. Im Interview spricht sie über ihren Arbeitsalltag, Überstunden und die Auswirkungen der Pandemie auf ihren Beruf.

Angesichts der Corona-Pandemie haben wir unser Gespräch mit Anya über Microsoft Teams geführt.

Bloggerin, Instagrammerin oder doch Influencerin? Anya Schmidt-Rüngeler ist wohl ein bisschen von allem. Vor gut zweieinhalb Jahren durften wir unser erstes Gespräch mit ihr führen, damals hatte sie auf ihrem Instagram-Account 8.213 Follower. Heute kann die 47-Jährige aus Rottach-Egern über 34,7 Tausend Follower zählen.

Wegen ihres Burnouts ist sie zum Kochen gekommen, darüber schreibt Anya auch auf ihrem Foodblog. Sich komplett selbstständig zu machen mit der Leidenschaft für das Kochen, diese Entscheidung ist im Jahr 2019 gefallen. Die Erkrankung ihres heute sechsjährigen Sohnes Max mit Diabetes Typ 1 hat ihr den letzten Ruck gegeben, mit ihrem Foodblog und ihrer Instagram-Präsenz durchzustarten. Denn der neue Beruf bietet ihr Flexibilität. Seitdem lebt sie in einer völlig neuen Arbeitswelt:

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Einen klaren Arbeitsalltag gibt es nicht, da es sich eher nach Max’ Zeitplan ausrichtet. Wenn er in der Schule ist, versuche ich möglichst viel umzusetzen, das heißt primär Kochen und Fotografieren. Ansonsten nutze ich Lücken am Nachmittag, Abende und Wochenenden für die Pflege meines Accounts, Emails, natürlich auch Kochen und Fotografieren.

Geregelte Arbeitszeiten gibt es für sie also nicht – stattdessen arbeitet sie wöchentlich sicherlich mehr als 40 Stunden. Aktuell ist tegernsee kitchen ein One-Woman-Job: Ideen, Planung, Umsetzung liegt alles bei der 47-Jährigen. Aber Anya gesteht sich ein: „Wenn Max nicht da wäre, würde ich noch mehr arbeiten. Wenn man Spaß hat, ist das ein Fass ohne Boden“. Für das Jahr 2022 hat sie sich deshalb vorgenommen, zumindest das Wochenende freizuhalten.

Für Anya geht es beim Kochen nicht nur um den Geschmack, sondern auch um die Umwelt und die Nachhaltigkeit. / Quelle: tegernsee kitchen

Auf Instagram postet sie Bilder und Rezepte von verschiedenen Gerichten, auf ihrem Blog gibt es zusätzlich noch hilfreiche Tipps und einen Blick in das private Leben von Anya. Ihre Community kommt nicht nur vom Tegernsee: „Einerseits sind es Leute, die gerne kochen und Inspirationen suchen, um etwas relativ Unkompliziertes, aber anderes in der Küche zu machen“, verrät sie über ihre Follower. „Andererseits sind es auch Leute, die das Tegernseer Tal lieben“. Gerade in Corona-Zeiten fällt ihr auf, dass sich ihre Follower auch über Landschaftsbilder freuen. „Weil ihnen das gut tut, die Gegend hier lieben, aber lange nicht hier waren“, erklärt Anya.

Die Pandemie hält sich aus dem Job?

Was die Pandemie angeht, habe sie großes Glück. Für sie gab es beruflich keine wirklichen Nachteile. Anya erzählt:

Im ersten Jahr der Pandemie war ich noch sehr im Aufbau, aber da hatte ich schon den Eindruck, dass die Wirtschaft sehr zurückhaltend war mit Aufträgen. Wobei ich das auch nicht ganz vergleichen kann, da war ich noch nicht so groß wie heute.

Dennoch kamen Anfragen in ihr (virtuelles) Postfach und haben sich gut entwickelt. „Das ist eine reine Mutmaßung, aber wahrscheinlich ist der Wettbewerb viel stärker geworden“, vermutet die Bloggerin. Außerdem merke sie, dass sich die Menschen seit der Pandemie mehr mit Essen beschäftigt haben und mehr kochen müssen – so wächst auch das Interesse an ihren Posts.

Max‘ Leben bestimmt den Alltag – auch während eines Interviews

Vom Lebensmitteltechnologie- und Volkswirtschaftslehre-Studium in Bonn, zur lokalen Wirtschaftsförderung in verschiedenen Unternehmen in Ghana, und anschließende leitende Positionen bei verschiedenen Internetunternehmen und Startups in Deutschland – Anyas Biografie ist lang. Heute verdient sie nicht mehr dasselbe wie damals. „Es ist definitiv möglich, sich eine kleine Existenz aufzubauen“, verrät sie über ihr Einkommen.

Anya verrät uns, welche Möglichkeiten sie in ihrer Zukunft mit tegernsee kitchen sieht. / Quelle: tegernsee kitchen

„Man kann im Leben immer switchen, wenn man das nur möchte. Das ist natürlich nicht immer einfach und mit viel Aufwand, Einsatz, Disziplin und Wille verbunden“, weiß die Influencerin. „Man soll nie sagen, ich mache diesen Beruf jetzt für immer. Aber mir macht das schon sehr viel Spaß“. Für die Zukunft hat Anya auch noch einige Ideen: „Ich sehe viel Raum, um das Thema auszubauen, sei es in die Ernährungsrichtung, in die Umweltrichtung, sei es noch viel mehr Content zu produzieren“. Vor allem das kreativ sein mache ihr am meisten Spaß – doch bevor sie weitererzählen kann wird sie angerufen.

Max‘ Lehrerin meldet sich, Anya muss ihren Sohn abholen. Das Gespräch muss sich dem Ende neigen. Und damit kommt die Selbstständige auch schon zu einer Kernherausforderung: natürlich sei es schwierig, sich immer weiterzuentwickeln, immer an der Community zu bleiben. „Das andere ist für mich tatsächlich jetzt die Situation wie wir sie haben“. Klar sei es ein Vorteil, als Selbstständige flexibel zu sein, aber: „Du siehst auch: wir sitzen hier seit zwanzig Minuten im Gespräch und ich muss jetzt sagen, dass ich rausgehen muss, um meinen Sohn abzuholen“.

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