„Dienstveranstaltung“ im 5-Sterne-Hotel

Es war wohl „sehr üppig“, was man sich geleistet hatte. Doch die Erkenntnis kam erst, als das Geld der Kreissparkasse bei Fahrten des Verwaltungsrats ins Stubaital schon ausgegeben war. Initiiert von Chef Georg Bromme soll der Wochenendtrip im Dezember 2011 Kosten von 42.000 Euro verursacht haben. Ein Sparkassen-Manager packte als Zeuge aus.

In dieses Hotel ging der Trip im Dezember 2011. / Quelle: Tiscover

Solche Fahrten des achtköpfigen Verwaltungsrats unter Leitung des Vorsitzenden Jakob Kreidl und des Vorstandes waren wohl immer zum Jahresende ins Stubai üblich. 2011 gab es auch ein halbes Jahr zuvor bereits einen Ausflug für 46.600 Euro nach Wien. Stets in Begleitung der Ehefrauen für das „Damenprogramm“. Dies sei so bei der Kreissparkasse (KSK) Tradition gewesen. Doch einen direkten Bezug zum Geldinstitut hätte die Busfahrt nach Wien Anfang April 2011 nicht gehabt, sagte heute Ernst Mair, stellvertretendes Vorstandsmitglied.

Mit Bromme habe er die jeweiligen Tagesordnungen solcher Ausflüge abgesprochen. Doch den Grund für eine Fahrt nach Wien habe er nicht erfahren. Während die Ehefrauen zum Shoppen unterwegs gewesen seien, seien deren Männer durchs Nationalparlament Österreichs geführt worden. Gemeinsam habe man Schloss Schönbrunn besucht und abends in einem Restaurant gespeist, das für seinen Tafelspitz berühmt sei.

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Auch sonst hielt man offenbar nicht viel vom Sparen. Genächtigt wurde im 5-Sterne-Hotel Vienna Marriott. Alle Reiseteilnehmer erhielten zudem wertvolle Zimmerpräsente. Das Programm rundete ein Ausflug in die Wachau sowie die Besichtigung des Benediktinerstifts Göttweig ab. Getarnt sei diese Fahrt als „Verwaltungsrat Inforeise“ geworden, so Mair, weil der Begriff „Verwaltungsrat-Ausflug nicht verwendet werden durfte“. Seiner Meinung nach wären solche Ausflüge auch „nicht unbedingt notwendig“ gewesen. Doch Bromme habe entgegnet, andere Sparkassen würden so etwas auch machen.

Reisekosten dienten der „allgemeinen Klimapflege“

„Wenn Bromme nicht gut drauf“ war, hätten dies die anderen Reiseteilnehmer „gespürt“. Zumal, wenn er sich mit einem Verwaltungsrat angelegt hatte, sollte man sich mit diesem „besser nicht“ in Gegenwart Brommes sehen lassen. So galten solche Ausgaben der KSK wohl der „allgemeinen Klimapflege“, urteilt die Staatsanwaltschaft. Bromme habe sich damit das generelle Wohlwollen des Verwaltungsrats „erkaufen“ wollen. Denn der Haussegen hing wohl auch im Dezember gleichen Jahres noch schief, da „Alleinherrscher“ Bromme offensichtlich bewusst wurde, dass seine Uhr als Vorstandsvorsitzender Ende März 2012 ablaufen würde.

Noch im Amt, organisierte Bromme wie üblich auch die Jahresabschlussfahrt des Verwaltungsrats nach Neustift im Stubai von 2. bis 4. Dezember 2011. Für die Ehefrauen waren Anwendungen in der „Beautywelt“ des 5-Sterne-Hotels Jagdhof vorgesehen. Sie wurden auch mit einem „erlesenen Candellight-Dinner“ und Präsenten wie „kleine Sachertorte“ bei Laune gehalten. Die „angeordnete Dienstveranstaltung“, so Mair, sei zwar ein „übliches Zusammentreffen“ gewesen, wie es vierteljährlich im Verwaltungsrat stattfinde. Doch seit 1997 habe es solche auswärtigen Sitzungen zum Jahresabschluss laut Mair gegeben. So sei der Wochenendausflug ins Stubai nicht sonderlich aus der Reihe gefallen.

12.500 Euro für Getränke am Wochenende

Wenn da nicht Kosten von 42.000 zu Buche geschlagen hätten. Allein 12.500 Euro verschlangen die Getränke. Darunter 6-Liter-Magnum-Flaschen für 2.000 Euro. Inoffiziell sei schon über den Umfang der Bewirtung gemurrt worden, so Mair, „das ist schon sehr üppig“. Doch offen habe dies niemand in Gegenwart von Bromme geäußert. Den Vortrag eines Innsbrucker Professors zum „Tourismus in Tirol“ habe es zwar gegeben, doch den hätte man auch in Miesbach halten können, räumte Mair als einer der Teilnehmer ein. Er erklärte auch, dass der Professor als Referent gegen Honorar wiederum ein Verwandter des Jagdhof-Hoteliers gewesen sei. So kommt eben eines zum anderen.

Wesentlich preiswerter für die KSK sei dann im November 2013 die Verwaltungsratsfahrt wieder ins Stubai ausgefallen. Sie fand auch unter geänderten Vorzeichen statt. Inzwischen hatte Brommes Nachfolger Martin Mihalovits im April den Chefsessel übernommen. Zudem ging es durch Brommes Ausgabenpolitik der Sparkasse „nicht sonderlich gut“, so Mair als damaliger Vorstands-Vize. Deshalb habe Mihalovits unter dem Gesichtspunkt „Kosteneinsparung“ den Ausflug wieder in den Stubaier Jagdhof kräftig zusammengestrichen.

Außerdem mussten die mitreisenden Ehefrauen einen Kostenbeitrag von 200 Euro leisten, der dann später der Aktion „Leser helfen Leser“ gespendet wurde. Auch bei einem Abendessen auf einer Almhütte sei es schon „rustikaler“ zugegangen. Dies sei Teil der Sparmaßnahmen von Mihalovits gewesen. Mit Kreidl wäre dies abgesprochen gewesen. Doch der Sparkurs des neuen Chefs sei bei „vielen Teilnehmern“ auf wenig Gegenliebe gestoßen. Bromme sei „not amused“ gewesen, deshalb sei er auch nicht mehr mit an die Bar gegangen.

„Spar-Schotte“ Mihalovits

Völlig überzogen sei auch die Aktion von Vize-Landrat Arnfried Färber mit dem „Spar-Schotten“ gewesen, der den Aperitif von einem Kellner im Schottenrock servieren ließ. Dies war als Reaktion auf das eingeschränkte Sponsoring von Mihalovits gemünzt. „Diese Aktion war unter der Gürtellinie“, so Mair. Nachdem heute auch Färber als Zeuge zu seiner und Kreidls Geburtstagsfeiern aussagen musste, ergriff er die Gelegenheit und zeigte Reue. An Mihalovits auf der Anklagebank gewandt, sagte Färber, ihm tue die „Schottenrock-Geschichte“ leid. „Ich hatte den Eindruck, alle hätten Spaß daran gehabt“.

Manager Mair war der Ansicht, dass man den Ausflug ins Stubai als „Abschiedsfahrt“ für Bromme gesehen habe. Kosten: knapp 20.000 Euro. Er habe dafür gesorgt, so kürzlich Sparkassen-Chef Mihalovits vor der Wirtschaftskammer des Landgerichts, dass „unmittelbar nach meiner Amtsübernahme solche Reisen in einem kostengünstigeren Rahmen ablaufen“. Erhebliche Widerstände seien ihm auch von Politik, Kunden und Mitarbeitern begegnet. Damit habe er sich nicht beliebt gemacht. „Die Neuausrichtung der Ausgabenpolitik“ passte auch „langjährigen Verwaltungsräten nicht“.

Die sahen sich wohl ihrer Luxusreisen beraubt. Auch der ermittelnde LKA-Beamte Thomas H. meinte als Zeuge zur Luxus-Sause von 85.000 Euro in Interlaken auf Kosten der KSK: „Wir haben keine Anhaltspunkte gefunden, warum diese Fahrt notwendig war“.

Verwaltungsräte waren neben dem Vorsitzenden Jakob Kreidl und seinem Vize Arnfried Färber: Josef Bichler, Josef Bierschneider, Andreas Auracher, Rainer Kathan, Michael Pelzer und Wolfgang Rzehak. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.

Vorangegangene Berichte:

25.10.: Kreidl sieht sich zu Unrecht am Pranger
26.10.: Die Vergnügungsreisen der Sparkassen-Connection
4.11.: Zum Wohle des Landrats
21.11.: Fragwürdige Tourismusförderung
19.11.: Die Weine waren zu teuer
19.11.: Mehr als ein Glaserl Wein
14.11.: Rabenschwarzer Tag für den Staatsanwalt
26.11.: Rechnungsprüferin des Landratsamts erhebt schwere Vorwürfe
27.11.: Kreidls Geburtstagssause vor dem Kadi
28.11.: Schöne Bescherung

30.11. https://tegernseerstimme.de/zwei-nummern-zu-gross/

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