Wie wahrscheinlich ist ein Lockdown im Landkreis?

Im Landkreis Miesbach stieg die Zahl der Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen weiter an. Besonders eine Holzkirchner Firma, eine Asylunterkunft in Otterfing und eine Pflegeeinrichtung stehen im Fokus. Doch ab wann werden wieder strengere Maßnahmen ergriffen? Ist ein erneuter Lockdown in der Region wahrscheinlich und wer entscheidet das?

Wer entscheidet über die Maßnahmen im Landkreis Miesbach, wenn die Infektionszahlen weiter steigen?

Wie berichtet, befinden sich aktuell mehrere Einrichtungen im Landkreis Miesbach unter Quarantäne. Unter anderem die Asylunterkunft in Otterfing, da kurz vor Ablauf der ersten verordneten Quarantäne ein weiterer Bewohner positiv getestet wurde. Auch eine Pflegehelferin in einer Pflegeeinrichtung wurde positiv auf das Virus getestet.

Währenddessen liegt der Fokus derzeit aber auf dem Geschehen in Holzkirchen. Dort stellte das Gesundheitsamt vergangenen Samstag 19 Bewohner einer Arbeiterunterkunft in der Münchner Straße unter Quarantäne, nachdem einer der Bewohner positiv getestet wurde. Seit Dienstag liegen die Abstrichergebnisse der übrigen Bewohner vor: fünf weitere Personen haben sich infiziert, sodass derzeit sechs der 19 Bewohner bestätigtermaßen positiv sind.

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Zwölf der 19 Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft arbeiten in derselben Firma, sodass das Gesundheitsamt anordnete, alle Kollegen am Montagmorgen zu testen. Stand Mittwochmittag liegen dem Gesundheitsamt insgesamt zwölf positive Fälle unter den Mitarbeitern vor. Die zwölf positiven Fälle setzen sich aus fünf Bewohnern der Gemeinschaftsunterkunft an der Münchner Straße, zwei Mitarbeitern aus Miesbach, sowie fünf Mitarbeitern, die in anderen Unterkünften in Holzkirchen wohnen, zusammen.

Infektionszahlen könnten in den nächsten Tagen weiter steigen

Wie die Pressesprecherin des Landratsamts Miesbach Sophie Stadler am heutigen Donnerstag erklärt, sind seit der Reihentestung des Holzkichner Betriebes keine weiteren positiven Meldungen beim Gesundheitsamt Miesbach eingegangen. Dennoch sei es wahrscheinlich, dass die Infektionszahlen in den kommenden Tagen noch einmal steigen.

Das liegt zum einen an einer weiteren Reihentestung in der oben genannten Pflegeeinrichtung (erster Test bei allen 40 Personen negativ, nun folgt heute zweiter Test). Außerdem stehen die Testergebnisse der Arbeiterunterkunft an der Münchner Straße (bisher insgesamt sechs der 19 Bewohner positiv) und der zweite Reihentest der Holzkirchner Firma aus. Hinzu kommen laut Stadler noch Privatpersonen und Reiserückkehrer.

Aktuell liegt die Zahl der Neuinfektionen der vergangenen sieben Tage bei 25. Damit rückt der bayernweite „Frühwarnwert“ von 35 Neuinfektionen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner näher. „Ab 35 Neuinfektionen sind die Gesundheitsämter verpflichtet, das Gesundheitsministerium über die Ursache der steigenden Fallzahlen und über lokale Gegenmaßnahmen zu informieren“, so Stadler.

Wer entscheidet über Maßnahmen im Landkreis Miesbach?

Ab 50 Neuinfektionen innerhalb einer Woche müssen dann Maßnahmen zur Eindämmung des Virus angeordnet werden. „Ein Lockdown wie im Frühjahr ist nicht wahrscheinlich“, betont die Sprecherin, „trotzdem sind lokale Einschränkungen und Rücknahmen der Lockerungen möglich.“ Ob und welche Maßnahmen getroffen werden, entscheidet das Landratsamt Miesbach gemeinsam mit der Regierung von Oberbayern und dem Gesundheitsministerium.

Das aktuelle Ausbruchsgeschehen im Landkreis sei laut Stadler gut eingrenzbar, weil es sich hauptsächlich um die Mitarbeiter des Holzkirchner Betriebes dreht, die nicht viele Kontakte in andere Gruppen hatten. Doch die Sprecherin macht deutlich:

Wenn allerdings in den nächsten Tagen noch Fälle hinzukommen, werden wir in Zusammenarbeit mit der Regierung und dem Gesundheitsministerium beraten müssen, ob Einschränkungen für alle Bürger im Landkreis angeordnet werden müssen. Jede Neuinfektion ist im Moment eine zu viel.

Es gebe laut Stadler keine Blaupause oder einen Maßnahmenkatalog, den man einfach anwenden könnte. „In jedem Landkreis ist das Infektionsgeschehen anders – bei uns eben momentan hauptsächlich rund um den Betrieb in Holzkirchen. Ob es überhaupt Maßnahmen gibt und wie diese aussehen, kann man zum jetzigen Zeitpunkt schlichtweg noch nicht sagen.“

Daher sei momentan jeder einzelne gefragt. „Das Gesundheitsamt war vergangenes Wochenende wieder im Dauereinsatz. Deshalb appellieren wir jeden Tag an die Eigenverantwortung der Menschen: Abstand halten, Maske tragen und Hände waschen.“ Sehr viele Kontaktpersonen geben an, kürzlich auf Grillpartys oder einer Hochzeit gewesen zu sein. Daher sei es wenig verwunderlich, dass die Zahl der Kontaktpersonen, die jeder Infizierte aktuell angibt, explodiert. „Noch haben die Landkreisbürger es selbst in der Hand.“

Zahlen des Gesundheitsamtes Miesbach:

  • 14.08.: Drei Neuinfektionen
  • 15.08.: Keine Neuinfektionen
  • 16.08.: Sechs Neuinfektionen
  • 17.08.: Eine Neuinfektion
  • 18.08.: Acht Neuinfektionen
  • 19.08.: Sieben Neuinfektionen

Insgesamt 25 Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen im Landkreis Miesbach. (Stand Donnerstag, 14.30 Uhr)

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