„Zwei Nummern zu groß“

Am 20. April 2012 brach ein Bus zu einer dreitägigen „Informationsfahrt“ nach Serfaus, Interlaken und Brixlegg auf. An Bord waren alle 16 Bürgermeister des Landkreises und zahlreiche Begleiter. Es sollte eine Informationsfahrt zum Wohle des Landkreises auf Kosten der Kreissparkasse werden. Sie diente offenbar mehr dem Wohl der Teilnehmer, wie jetzt vor Gericht deutlich wurde.

“Zwei Nummern zu groß”, das 5-Sterne-Grand-Hotel Victoria Jungfrau / Foto: Siegfried Platz

Vordergründig sei es in Interlaken um Ideen gegangen, die man von dieser Exkursion als Anregungen für heimische Voralpen-Skigebiete wie das Sudelfeld gewinnen wollte. Dafür musste es ein 5-Sterne-Luxushotel, ein „James-Bond-Ausflug“ auf das 3.000 Meter hohe Schilthorn und Honorare für zwei  Referenten von zusammen 5.230 Euro sein. Dass man auch sonst nicht gespart hat, wurde in den vergangenen Tagen gerichtsnotorisch. Sündteure Weine flossen in Strömen. Magnumflaschen machten die Runde. 85.200 Euro Gesamtkosten war dies der Kreissparkasse wert.

Auch Kreiskämmerer Gerhard De Biasio als oberster Kassenwart des Landkreises nahm teil, allerdings ohne Ehefrau. Er habe eine persönliche Einladung vom damaligen Landrat Jakob Kreidl bekommen, sagte der 57-Jährige vor der Wirtschaftskammer des Landgerichts, das sich seit fünf Wochen mit dem Miesbacher Filz abmüht. In seinem Haushalt des Landkreises sei keine Kostenbeteiligung vorgesehen gewesen, „dafür hätten wir einen Kreistagsbeschluss gebraucht“. Den gab es aber nicht, weil Kreidl ihn abgelehnt habe.

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Warum er eigentlich mitgefahren sei, wurde De Basio gefragt. „Das ist eine gute Frage“, antwortete er. Aber es sei schon interessant gewesen, was in Interlaken diskutiert worden sei. Schließlich wollte man ja Anregungen für den heimischen Tourismus gewinnen. „Man sollte schon über den Tellerrand des Landkreises blicken, was andere Orte im Alpenraum machen“.

Brommes Nachfolger forderte Kostenbeteiligung des Landkreises

Doch das Umfeld hätte man auch „deutlich billiger haben können“, musste Mitreisender De Biasio einräumen. Das 5-Sterne-Hotel Victoria Jungfrau „war zu teuer“. Insgesamt sei der vom damaligen Sparkassenchef Georg Bromme initiierte Wochenendtrip in der „Ausgestaltung, Unterbringung und Verpflegung überzogen“ gewesen. Es sei eben eine andere Dimension gewesen, „wenn ein Bier zehn Euro kostet“. Trotz „interessanter Vorträge“ wäre die „einheitliche Meinung“ der Teilnehmer gewesen: „Zwei Nummern zu groß“.

Angesichts der ausufernden Kosten für die Kreissparkasse soll ihn dann Brommes Nachfolger Martin Mihalovits um eine Kostenbeteiligung gebeten haben. Von der gemeinsamen Rückreise zitiert der Kreiskämmerer den seinerzeit neuen Sparkassenchef: „Die Reise ist sehr teuer geworden, das Landratsamt sollte sich an den Kosten beteiligen“. Letztlich steuerte Kreidl 36.000 Euro bei. Er ließ laut Kämmerer die Summe aus dem Topf Regionalmanagement entnehmen, „da dieser noch gefüllt war“.

Letztlich wäre die Sause sogar noch um 4.000 Euro billiger geworden, wenn Kreidls Vize Arnfried Färber mit seiner Frau zuhause geblieben wäre. Denn laut Staatsanwaltschaft „bestand für ihn keine dienstliche Verpflichtung zur Teilnahme“.

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25.10.: Kreidl sieht sich zu Unrecht am Pranger
26.10.: Die Vergnügungsreisen der Sparkassen-Connection
4.11.: Zum Wohle des Landrats
21.11.: Fragwürdige Tourismusförderung
19.11.: Die Weine waren zu teuer
19.11.: Mehr als ein Glaserl Wein
14.11.: Rabenschwarzer Tag für den Staatsanwalt
26.11.: Rechnungsprüferin des Landratsamts erhebt schwere Vorwürfe
27.11.: Kreidls Geburtstagssause vor dem Kadi
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