Jägerlatein

Als es vor dem Landgericht um das Hobby des Angeklagten Georg Bromme ging, schilderte dieser den von ihm gesponserten Schießstand im tirolerischen Achenkirch als unverzichtbar für bayerische Schützen. Doch sein Standort sei außerhalb Bayerns, kontert die Staatsanwaltschaft und ein Nutzen für die Kreissparkasse (KSK) „nicht erkennbar“.

Bromme in der Tiroler Trophäenschau. Er wird vom Schwazer Bezirksjägermeister Otto Weindl mit einer Urkunde geehrt. / Quelle: SZ/oh

Idyllischer und näher an der bayerischen Grenze könnte er nicht liegen, der Schießstand des Jagdbezirks Schwaz. Bereits in Achenwald schlängelt sich die schmale Schotterstraße hinab zur Ache. Von oben stürzt bei entsprechendem Wasserstand ein etwa 100 Meter hoher Wasserfall herab, nahe der Terrasse der Blockhütte, die den Freiluft-Schießstand für Großkaliber beherbergt. Dass der so gut dasteht, ist auch dem leidenschaftlichen Jäger und Ex-Vorstand der Sparkasse geschuldet: Georg Bromme.

Zudem teilt Bromme das Jagdfieber mit seiner Frau Marianne, wie sie vor Jahren der Tegernseer Stimme schilderte.  Die Jagd gehöre bei den Brommes zum Alltag. Entsprechend deutlich sei das waidmännische Leben auch im Waakirchner Haus sichtbar. Überall Jagd-Trophäen. Das Beutemachen war ihr Elixier.

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Über 50.000 Euro soll Bromme zwischen 2004 und 2012 laut des Kommunalen Prüfungsverbandes in mehreren Tranchen dem Tiroler Jägerverein und dem Tiroler Landesjagdschutzverein gespendet haben. „Die letzte Spende mit 5.000 Euro kam, als wir zum einen die Stahlseilanlage des Schießstandes und die Lärmdämmung komplett erneuerten“, bestätigt 2014 auf Nachfrage der frühere Schwazer Jägerbezirkschef Heinrich Rinner das Sponsoring Brommes. Rinners Aussage hat auch die Wirtschaftskammer des Landgerichts angefordert.

„Bromme war mit seiner Bank zur Stelle“

Mal sei es um einen Zuschuss von 4.000 Euro für ein neues Stromaggregat gegangen, mal um einen etwa gleich großen Betrag für eine neue Toilette. „Wenn Reparaturen nötig waren“, so Rinner, „war Bromme mit seiner Bank zur Stelle. Dabei sollte man nicht vergessen, dass der Stand zu etwa 70 Prozent gerade aus dem Tegernseer Raum von den Gebirgsschützen und den bayerischen Jägern mitbenützt wird“.

Der Schießstand des Jagdbezirks Schwaz liegt direkt an der bayerischen Grenze

Daher habe er als Jägermeister auch nie ein Problem mit dem Sponsoring der Sparkasse gehabt, denn diese habe sich damit sicher auch bei ihren Kunden gut verkauft, so Rinner. Für ihn ist die damalige Entscheidung Brommes nachvollziehbar: Denn die Schießbahn hat eine Länge, die es in Bayern weit und breit nicht gibt. „Das ist eine Besonderheit, die die Kreissparkasse bezuschusst hat“.

„Pflichtenverstoß”

Anders sah dies der Kommunale Prüfungsverband des Innenministeriums 2014: „Die geleisteten Spenden verstoßen offensichtlich gegen Sparkassenrecht. Der Pflichtenverstoß des Vorstands der Sparkasse ist daher als grob fahrlässig zu werten“. Die Prüfer gingen noch von einem Schaden für die KSK von 50.470 Euro aus.

Doch einige Ausgaben davon waren offenbar verjährt oder hielten den Ermittlungen nicht stand. In ihrer 30-seitigen Anklage beziffert die Staatsanwaltschaft nur noch mit gut 17.000 Euro. Darunter war der Kauf von „Bezirksabzeichen anlässlich eines Vereinsjubiläums für 1.600 Euro, eine Kaffeemaschine für 2.000 Euro und die Sanierung des Schießstandes für knapp 6.000 Euro. Die Jugendarbeit der Tiroler Schützen soll Bromme 2.000 Euro wert gewesen sein.

Auch der Schwazer Bezirksjägermeister Otto Weindl bestätigte, dass von der KSK einige Jahre lang Sponsorengelder geflossen seien. „Zum Schießstand Achenkirch kommen mehr Deutsche als Österreicher zum Schießen. Dort finden auch Ausbildungen von bayrischen Jagdschutzorganisationen statt“, sagte er. Sinn und Zweck eines solchen Sponsorings zweifelt die Staatsanwaltschaft an, denn Bromme hätte sich mit seiner KSK wegen des Regionalprinzips nur im Landkreis Miesbach betätigen dürfen. Außerdem sei die Sparkasse „nicht als Spenderin erkennbar gewesen“.

Tiroler Jäger loben Sponsoring der Kreissparkasse

Als engagierter Jäger habe Bromme den Schießstand regelmäßig für Schießübungen und Begegnungen mit anderen Jägern genutzt, heißt es in Achenkirch. Doch Bromme stellte dies vor Gericht anders dar. „Ich selbst habe nur einmal im Jahr den Schießstand benutzt, um mein Gewehr einzuschießen“. Einmal im Jahr hätte er auch zu einem Sponsorenschießen eingeladen. Mehr sei es nicht gewesen. Doch er könnte viele namhafte Schützen aus dem Landkreis nennen, die den Weg nach Achenkirch gefunden hätten. Denn die Besonderheit dort sei die Schießbahn von 200 Metern Länge, „wo Regen und Wind eine Rolle spielen“.

Zum Schießstand in Achenkirch sollen mehr Deutsche als Österreicher zum Schießen gekommen sein

In Tirol dagegen wird er wohl weiterhin als der Bankchef mit den Spendierhosen in Erinnerung bleiben, denn dort wurde er mit Ehrungen geradezu überhäuft. Auf dem österreichischen Schloss Thurnegg Rotholz im Zillertal ehrte man Bromme im Dezember 2012 wegen seiner „besonderen Dienste um das Jagdwesen“. In Kufstein erinnern sich die Jagdhornbläser noch an eine Spende aus D-Mark-Zeiten, etwa 1.000 Mark sollen es gewesen sein. Nach der Hubertusfeier bedankten sich die Tiroler Jagdaufseher aus Schwaz in ihrem Mitteilungsblatt im November 2011 bei der Kreissparkasse Miesbach, „die zum Erfolg dieser Veranstaltung beigetragen hat“.

Am 19. Dezember steht die Jagd im Mittelpunkt der Verhandlung. Es geht zudem laut Staatsanwaltschaft auch um Einladungen Brommes an „private Bekannte zu Jagdausflügen auf Kosten der KSK“. Die musste knapp 1.400 Euro für seine Gamsjagden berappen.

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