Vor knapp zwei Jahren waren das Managermagazin, die Süddeutsche, der Spiegel und selbst der heimische Immobilienanzeiger voll mit den neuesten Hotelprojekten rund um den Tegernsee. Prestigeobjekte, wohin das Auge am Seeufer blickte. Jeder größere freie Bauplatz bekam sein eigenes Hotel- oder Klinikprojekt. Allein acht 4- oder 5-Sterne-Hotels befanden sich bereits im Bau, in der Planung oder im Umbau. Nur wenige der Megaprojekte konnte innerhalb der Frist abgeschlossen werden: Die Egerner Höfe des Joghurt-Königs Ehrmann in Rottach. Ebenso die 3-Sterne Herberge Bussi Baby in Bad Wiessee. Dazu später mehr.
Fertig oder auf der Zielgeraden
Das Bohnen-Hotel im Quartier Tegernsee schafft vielleicht mit großer Verspätung die Eröffnung im Restjahr. Auch der Bauherr des Klinik-Projekts in der Perronstraße ganz im Süden der Stadt hat nach einer längeren Pause wieder das Bauen aufgenommen. Jetzt wird die Klinik halt kleiner und die Stadt kann sich auf dem nun unbebauten Platz statt Klinikbetten Mitarbeiter-Wohnungen vorstellen. In Zeiten wie diesen müsse man flexibel reagieren, wie Bürgermeister Johannes Hagn zitiert wird. Mitarbeiter seien wichtiger als hohe Gewerbesteuereinnahmen.
Dem Mega-Bauherrn des Tegernseer Tals, Korbinian Kohler alias Double K aus Gmund, kann indessen wirklich niemand Untätigkeit vorwerfen. Er gehört durchaus zu den Bau-Aktivisten, die jeder Finanzkrise zum Trotz aus dem Vollen zu schöpfen scheinen. Seine aktuellen Umbauprojekte – die Luxus-Tourismus-Apartments an der Seestraße, das asiatisch angehauchte Hotel Bussi Baby in Bad Wiessee und der Freizeitpark am Bachmair Weissach – hat der Gmunder Hotelbetreiber fast “in time” fertiggestellt. Was der Wiesseer Bürgermeister Robert Kühn auch gebührend bei der Eröffnung des BoomBoom-Hotels mit der ortsfremden C-Prominenz beim Nachbarblatt würdigte.
Kreuther Bergsteiger-de luxe-Phantasien
Wie es mit seinem Super-Retreat für gestresste Manager in Wildbad Kreuth weitergeht, werden die nächsten Sitzungen des hiesigen Gemeinderats zeigen. Zweifler gibt es nicht wenige im Tal. Andere trauen dem Hotelier wiederum alles zu. Der Gmunder Superinvestor hält, was er verspricht – bisher jedenfalls. Daher ist auch Josef Bierschneider, gerade mit fast 100 Prozent Zustimmung wiedergewählter Bürgermeister, frohen Mutes, bald eine Aufwertung des Bergsteigerdorf-Image seiner Gemeinde erleben zu können. Innerhalb Bierschneiders Amtszeit sollte es Kohler schaffen, dem Wildbad neues Leben einzuhauchen.
Immerhin bekommt Super-Kohler auch in dieser Gemeinde etwas auf die Kette. Nicht so wie die Neubesitzer der geschichtsträchtigen Dr. May Klinik. Alle Nachfragen verhallen zwischen München und Leipzig. Einzig ein: “Wenn es konkrete Planungen gibt, melden wir uns”, dringt durch das Schweigen und Bierschneider wisse auch nicht mehr, behauptet er jedenfalls.
Hinhalten und ganz neu planen
Das geht auch ganz anders. So wie bei der Seeperle. Nur einen Steinwurf von den neuen Kohlerschen Apartments entfernt, schmückt seit Jahren ein schwer in die Jahre gekommener Bauzaun die Landseite der Superstore-Flaniermeile in der Seestraße. Was auch immer hier entstehen soll – bisher war die Rede von einem Luxus-Severins-Hotel und hochwertigen Shopping-Angeboten – quält sich weiter durch den Genehmigungsprozess beim Miesbacher Landratsamt.
Immerhin lässt der löchrige Sichtschutz den Blick auf ein riesiges Bauloch im Herzen der Seestraße zu. Stillstand ist hier aber Programm. So ganz erklären kann sich das auch Bürgermeister Christian Köck nicht. Wobei der Chef der Gemeindeverwaltung von Rottach-Egern noch ganz entspannt reagiert: “Der Bauherr hat gerade viele Projekte in München. Vielleicht brauchen die noch etwas Zeit.” Na dann.
Til Schwaiger geht in sich und der Milliardär baut sich ein eigenes Dorf
In der Metropole des Tal-Baubooms im Luxussegment Bad Wiessee, dem ironischerweise derzeit ein Sozi-Bürgermeister vorsteht, ist neben den abgeschlossenen Kohler-Aktivitäten auch etwas Ernüchterung eingekehrt. Das Hotelprojekt, dem der deutsche Schauspieler Til Schwaiger seinen Namen und seinen Wohnstyle geliehen hat, kommt nicht aus der Planungsphase. Schlimmer noch – es braucht wohl ein ganz neues Konzept, um auf dem begrenzten Platz die erforderlichen Kennzahlen für eine wirtschaftliche Umsetzung zu erreichen.
Das hat Pharmamilliardär und Biontec-Großaktionär Thomas Strüngmann schon hinter sich. Im letzten Jahr schon. Aus dem ehemals geplanten “architektonischem Glanzstück” wurde ein komplett neuer Ortsteil für Bad Wiessee. Mit neuer Ortsmitte, Schwimmbad – nein, nicht für alle – und Gasthaus. Sogar die Mitarbeiter-Wohnungen sind schon in Planung. Hat auch lange genug gedauert.
Und was treiben die anderen am Tegernsee noch so?
In Tegernsee warten sie gespannt auf den Baubeginn des schmucken Almdorfes. Ihr erinnert euch – das “Wohnen-wie-die-Almbauern im-vorvorletzten-Jahrhundert”-Projekt, nur in der Superreichen Version. Und Dr. Andreas Greither werkelt weiter an seinem neuen Westerhof – trotz Gegenwind und Nachbarschaftsklagen. Eigentlich ist es ja eine gemeinsame Mega-Baustelle der beiden Bauherren dort oben am Tegernseer Hang. Mal sehen, wer den größeren Fertigstellungsdruck aufbringt. Langsamer geht es halt nimmer.
Währenddessen treffen wir bei Nachfragen zur Zukunft der Villa am See weiterhin auf eine Mauer des Schweigens. Das Berliner PR-Büro des Investors, der wohl den Verlautbarungen nach der Sinn eher nach Eigentumswohnungen als nach Beherbergungsbetrieb steht, zeigt keine Lust auf Kommunikation. Man werde sich, “wenn man etwas zu berichten habe, melden.” Auch gut.
Und sonst? Richtig – das Bachmair am See in Rottach-Egern fehlt in unserer Hotel-Kollektion des Tals noch. Da haben wir schon bald die neuesten Informationen für euch. Zum Design-Hotel-Projekt im Krottenthal, da wo man die bucklige Verwandtschaft günstig unterbringen kann oder Low-Budget-Golfer Small Talk halten, haben wir auch spannendes zu berichten. Aber beides erst im Laufe der Woche. Bleibt gespannt.
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